Die 10 Jahreszeiten der Phänologie

Die Pflanzen, die im Vorfrühling blühen, sind besonders an Kälte angepasst. Wir reden von den Monaten Januar und Februar, in denen früher oft dicker Schnee lag. An manchen Stellen kamen die Spitzen der Schneeglöckchen durch den Schnee, weil sie beim Treiben Eigenwärme entwickeln. Wird es ungewöhnlich warm, blühen sie früher. Aber 1963 trug ich zu meiner Konfirmation am 24. März einen Schneeglöckchenstrauß.
Der erste Strauch, der nach der letzten Eiszeit das Land besiedelte, war die Haselnuss. Der Umgang mit Kälte liegt in ihren Genen.
Als letzter bedeutender Vorfrühlingsanzeiger folgt die Salweide – besser bekannt als Weidenkätzchen. In manchen Gegenden heißen sie auch Palmkätzchen.  In Eisenach gibt es die Straße „Palmental“. Das verführte einen Hotelier nach der Wende dazu, sein Hotel Palmenhotel zu nennen und Palmen in den Garten zu pflanzen. Die waren nach einem Winter allerdings erfroren. Anders als die Salweide, die ebenso wie die Haselnuss ein Erstbesiedler nach der Eiszeit war.

Spaziergang im Januar 2023

An der Nusshecke – eine urige Baumgestalt – was für ein Fabelwesen stellt der Baum dar?

Wer ein bisschen genauer hinguckt, kann auch im Januar beim Spazierengehen eine Menge entdecken, Das Judasohr – ein Pilz = Auricularia auricula-judae wächst zwar ganzjährig und bevorzugt auf morschem Holunder, aber am besten sieht man ihn im Winter. Bei Trockenheit schrumpft er, sobald es regnet, quillt er auf und ändert die Farbe ins Violette. Er ist essbar und ein richtiger Anfängerpilz, denn man kann ihn nicht verwechseln. Er ist verwandt mit Auricularia polytricha, auch als Mu-Err Pilz aus der chinesischen Küche bekannt.
Gesehen auf einer Streuobstwiese am Hainaer Berg.


Siehe auch: dgfm-ev.de/pilz-des-jahres/2017-judasohr

Warum heißt der Pilz Judasohr?
Angeblich hat sich der Jünger Judas, der Jesus verraten hatte, später an einem Holunder erhängt. Wer weiß, wie leicht Holunder bricht, muss das jedoch ins Reich der Phantasie verweisen.
Dieser Pilz wächst auch an Ahorn oder Buche.
Ein alter Apfelbaum – wer den wohl bewohnt? Es gefällt mir, dass alte Bäume in Biebertal stehen bleiben und nicht gleich der Säge zum Opfer fallen. Vielen kleinen Tieren und Pilzen bescheren solche Bäume eine neue Heimat. Ich mag auch die vielen Braun- und Grautönungen der Bäume, die mir nur im Winter auffallen.
Foto rechts: eine Korkenzieherhasel*) mit einem Wildtrieb in einem verwilderten Kleingarten an der Nusshecke.
Korkenzieherhasel*) mit blühendem Wildtrieb
Eine Erlenreihe und ein paar Apfelbäume am Bach
Oberhalb des neuen Bauhofes, Nähe Heegstrauch
Hier findet man viele Misteln in den alten Apfelbäumen
Frisch gepflügt glänzt der lehmige Boden
Begrünt sähe die Wand viel schöner aus!
Wolken, immer wieder faszinierend
Eichen können auch strauchartig wachsen. Das passiert manchmal, wenn vorher ein Wildverbiss stattfand. Aber die Eichen, die zu den Buchengewächsen gehören, sind von Natur aus sehr vielgestaltig.
Bild rechts: Nach dem Spaziergang Ofen- und Kerzenwärme.
Kerze und Zaubernuss: Winter und Frühling

*) Die Korkenzieherhasel (Corylus avellana `Contorta´) entstand durch eine Virus-Infektion der gewöhnlichen Haselnuss (Corylus avellana). Sie kann nicht durch Stecklinge vermehrt werden, sondern nur durch Veredelung auf einen Wildtrieb. Und der wächst manchmal wieder durch. Das ist auch bei dem abgebildeten Strauch passiert. So lange man den Wildtrieb im Zaum hält, ist das sogar von Nutzen durch eine verlängerte Blütezeit. Ansonsten übernimmt irgendwann der Wildling die Regie. – Hat die Korkenzieherhasel in einem Naturgarten was zu suchen? Wir machten folgende Beobachtungen: 1. Der Strauch verlängert die Blütezeit der Haselnuss erheblich. 2. Er bildet Früchte. 3. Er ist ein beliebter Aufenthaltsort für alle Meisenarten. Bedingt durch die verschnörkelten Zweige, die vielen Kätzchen und im Sommer das dichte Blattwerk finden sie dort Schutz. 4. Wer gerne dekoriert, hat in den unbelaubten Zweigen ein jahrelang haltbares Gestaltungsobjekt für drinnen und draußen, und zugleich ein gern gesehenes Geschenk.

Alle Fotos: Eveline Renell

Biebertaler Wetterbeobachtung (1)

In Biebertal arbeiten aktuell drei Wetterstationen, verbunden mit dem Internet.

Ein Beitrag im Rahmen von digital-in-biebertal.de

Bereits seit mehreren Jahren arbeitet die obige Wetterstation nicht nur für den lokalen Besitzer sondern auch im Internet unter“wunderground.com“ .

Frage:
Ist eine einzelne Wetterstation in Biebertal besser als die Wetter-Vorhersage in Rundfunk und Fernsehen?

Ja, sagt der Besitzer dieser Station.
Die Radio- und Fernsehstationen bekommen ihre Daten meist vom Deutschen Wetterdienst (DWD) aus Offenbach, und diese Dienststelle kontrolliert ca. 5000 Meßstellen in Deutschland.

Wunderground hat weltweit derzeit 250 000 Stationen, die Daten liefern. Alle Stationen werden privat betrieben. Die Meßwerte der einzelnen Stationen werden an wundergroung übertragen und dort für die aktuelle Wetterlage sowie für die Vorherschau aufgearbeitet. Im Gegenzug zur „Datenspende“ bekommt der Eigentümer der Station Zugriff auf die Daten und kann auch die Einbindung in eine eigene Homepage gestalten.
Die meisten Stationen sind in den USA und in Europa. In Biebertal sind es 3 Meßstationen, eine in Rodheim, eine in Frankenbach und diese hier beschriebene in Fellingshausen. Der Deutsche Wetterdienst hat in Biebertal keine Meßstation.

Weltweite private Wetterstatiionen, alle verbunden mit einer IBM-Zentrale
Wenn Sie folgende Karte anwählen, können Sie sich weltweit in jede Meßstation einwählen. Die Karte rechts von Biebertal ist daraus enstenden. Zahlen und Richtung der Kreise geben die Temperatur und die Windrichtung an.

Was ist das Besondere an diesen Wetterstationen: Jeder kann sie sich im Garten aufbauen und mit dem Internet verbinden, Die hier vorgestellte Station bestand aus einem Bausatz, der im wesentlichen nur zusammengesetzt werden musste. Die Funkverbindung ins Wohnzimmer erfolgt über WLAN und vom Computer im Wohnzimmer geht es über das DSL-Kabel ins Internet.
Die Kosten für eine Station liegen je nach Ausbau ab 50€. Diese Station mit Regensensor kostete etwa 100 € (Fa. ELV)

Warum steht dieser Beitrag unter dem Thema: digital-in-biebertal.de (siehe oben) ?

Diese Station soll weiter ausgebaut werden, mit Sensoren, die für die eigene Gesundheit und für die Umwelt von Bedeutung sind. Diese Erweiterung erfolgt in Eigenleistung am Experimentiertisch zu Hause und jeder kann mitmachen:

  • Feinstaub und Pollen
  • UV-Stahlung
  • CO2- und Luft-Güte
  • magnetische und elektrische Feldstärke
  • radioaktive Strahlung
  • höchsternergetische Strahlung (Myonen) vom Weltall

Die Ergebnisse dieser „Experimentier-Arbeit“ bringen also wertvolle Erkenntnisse für sich selbst und für den lokalen Ort.
Der eigentliche Nutzen liegt aber im Experimentieren, im Lernen !

Im zweiten Teil werden die einzelnen Komponenten der Wetter-Station vorgestellt
und die Daten-Ausgabe auf das Handy sowie auf den PC besprochen.

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2. Teil

Bei der Montage ist es unerlässlich, dass die Station auch Orkanböen aushält – das sind Windgeschwindigkeiten von über 117kmh.

Oft ist es wichtig, auch vom Handy das lokale Wetter zu erfragen. Hier ist bei google play die App „Weather Underground“ die richtige Wahl, Beim I-Phone ist es ….

In den Einstellungen am Handy sind die metrischen Einstellungen richtig, wenn die Temperatur in Celsius angezeigt werden sollen.

Als „Location“ ist „Fellingshausen“ die richtige Wahl.

Diese Wetterstation soll im Jahr 2021 weiter ausgebaut werden. Hinzukommen Sensoren zur Messung von

  • web-cam (sie ist bereits vorhanden und wartet auf die Montage)
  • CO2
  • Feinstaub als Luftqualitätsmerkmal
  • Licht, UV-Licht, Infrarot-Licht als Merkmale, die für Tiere und Pflanzen wichtig sind
  • Radioaktivitäts
  • Kosmische Strahlung (Höchstenergetische Strahlung)

Die Zielsetzungen aller Experimente dienen Erkenntnissen in den Bereichen

Umwelt, Klima, Natur, Wissenschaft, Technik.

Die Sensoren werden in der „Digital-Werkstatt-Biebertal.de“ beschrieben und als Selbstbau-Projekte vorgestellt.
Wer glaubt, das sei schwierig und kostet viel Geld, der irrt. Alles was gebraucht wird, ist für sehr wenig Geld erhältlich, Sensoren, Mikrocomputer und Software. Es gilt nur, dieses zusammenzubauen, ähnlich Bausätzen. Die Kosten bewegen sich im zweistelligen Bereich
Da es vielleicht technisch Interessierte in Biebertal gibt, ob jung (ab 11 Jahre)oder auch älter: MITMACHEN !
Hier soll hier ein neuer Bereich für Biebertal eingerichtet werden.

Die aktuell neu zu bauenden Sensoren (CO2, Feinstaub, Licht) werden jeweils unter 30 € kosten.
Der Hauptgewinn liegt im persönlichen Erfahrungsgewinn beim Aufbau, Testen und Kalibrieren, sowie bei der Vernetzung der Daten mit dem Internet, Wer hier als junger Mensch (ab der Klasse 4) oder auch älter ohne Altersgrenze mit Technik experimentieren will, wird sehr spannende Erfahrungen machen können.

Das alles und noch mehr soll in Biebertal (als Zentrum) in den nächsten Jahren entstehen.
Sie können vom Start an mit dabei sein. Die persönliche Betreuung und Kommunikation ist garantiert.

Welche Experimente und Projekte vorgesehen sind, kann schon vorab hier eingesehen werden:
digital-werkstatt-biebertal.de

Die Vorbereitungen laufen für dieses Projekt seit dem 1. 10. 2020. Jetzt soll es losgehen mit dem Realisieren.


Anhang: Bereits im November 2019 gab es einen Vorstoß bei der Bürgermeisterin, ein solches Projekt mit Unterstützung der Gemeinde durchzuführen. (siehe Anhang/folgt). Festzustellen war nach einem halben Jahr, dass eigentlich nur Eigen-Initiative und Eigen-Organisation in diesem technischen Bereich möglich ist. Gründe für diese Erkenntnis gibt es mehrere.

Initiator dieses Projektes ist Winfried Senger, der auch den Biebertaler-BilderBogen aufgebaut hat und verantwortet.
Er ist Dipom-Ingenieur, Funkamateur und war 38 Jahre lang an der Universität Gießen verantwortlich für die Elektronik in allen experimentellen Physik-Instituten. Bis heute ist er mit dem II. Physikalischen Institut mit Experimenten verbunden

Winter

Stieleiche 14. 11. 20, Foto Barbara Lindemann
Stieleiche 27. 11. 20, Foto Eveline Renell

Die beiden Fotos zeigen die Toteneiche zwischen Fellingshausen und Rodheim im Abstand von 13 Tagen. Die Toteneiche ist eine der wenigen Stieleichen in unserer Umgebung. sonst überwiegen die Traubeneichen. Aber phänologische Veränderungen werden an der jahreszeitlichen Entwicklung der Stieleiche gemessen. Der phänologische Winter beginnt, sobald die Stieleiche ihre Blätter verliert. Im Foto vom 14. November sieht man eine geringe Menge Laub unter dem Baum. Damit hat der phänologische Winter um diesen Termin begonnen. Von der Färbung her würden wir wohl noch vom Herbst sprechen. Auf dem Foto vom 27. 11. ist nahezu alles Laub abgefallen. Der Eindruck vermittelt nun auch im allgemeinen Verständnis den Winter.

Der PHÄNOLOGISCHE Winteranfang lag für Fellingshausen um den 14. November.

Am 1. Dezember ist der METEOROLOGISCHE Winteranfang.

Den kürzesten Tag des Jahres, die Wintersonnenwende, bezeichnet man als KALENDARISCHEN Winteranfang. Er beginnt 2020 am 21. Dezember um 14.30 Uhr.

Die Wetterkundler unterscheiden Frost- und Eistage. Eistage sind solche, bei denen 24 Stunden lang eine Temperatur von unter 0° C herrscht. Die folgende Tabelle zeigt eine Verteilung in den letzten 38 Jahren. In Wettenberg kann man demnach bereits ab 10. Mai mit frostempfindlichen Pflanzen ins Freie und es reicht, die Dahlien nachts erst ab Anfang Oktober abzudecken.

Wer sich für das Klima interessiert, dem empfehle ich folgendes Buch:

Wolfgang Behringer ist ein Historiker und lehrt an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Das empfohlene Buch erschien bereits 2010. Es ist leicht zu lesen. Warum wurden die lockeren Sitten und Bekleidungsvorschriften im späten Mittelalter plötzlich so streng? Es war kälter geworden und die Menschen zogen sich wärmer an.
Warum wurde in Frankfurt ab dem 17. Jahrhundert kein Wein mehr angebaut sondern Äpfel? In dieser Zeit gab es global eine kühlere Phase mit regionalen Unterschieden. Die Bevölkerung war gewachsen. Dies und auch die Kälte führten zu Hungersnöten. Das war möglicherweise auch ein Auslöser für den 30jährigen Krieg von 1618-1648. Behringer versteht es wunderbar, solche Zusammenhänge zu denken oder zu erklären.

Der Vollherbst geht seinem Ende entgegen

Im oberen Foto sind die reifen Früchte der Stieleiche (Quercus robur, Fagaceae) zu sehen (Foto DWD)
Das rechte Foto zeigt die Früchte (grün) und Samen der Rosskastanie. Das Foto wurde am 3. Oktober hinter der Schmitte aufgenommen.

Der Vollherbst kündigt sich an durch die Fruchtreife der Stieleiche, späte Birnensorten und Weinreben werden ebenso reif und möchten geerntet werden. Zur Mitte des Vollherbstes verfärben sich die Blätter der Rosskastanien und Hängebirken, auch die europäische Lärche sorgt durch ihre Nadelverfärbung für das, was wir im Volksmund den „Goldenen Herbst“ nennen. Zum Ende des Vollherbstes beginnen bereits der Blattfall bei Rotbuche und Stieleiche und späte Apfelsorten füllen den Erntekorb.

Die Meldungen für den Beginn des Vollherbstes beim DWD reichten vom 3. August bis zum 7. Oktober 2020.

Im folgenden Foto ist die in Biebertal sehr viel häufigere Traubeneiche zu sehen. Der Name bezieht sich jeweils auf den Fruchtstand.

Traubeneiche: Kurzer Fruchtstiel, langer Blattstiel
Stieleiche: langer Fruchtstiel, kurzer Blattstiel.

Zum Ansetzen von Hagebuttenöl werden normalerweise die Früchte der Hunds- oder Heckenrose (Rosa canina, im Foto auf 9.00 Uhr zu sehen) genommen. Jetzt ist Erntezeit.

Fotos: 1. Deutscher Wetterdienst, 2.-4. Eveline Renell

Rosskastanie reife Früchte
2020 3. Oktober

Der Frühherbst : Holunder und Kornelkirsche sind reif

ausgewähltes Produkt zur Leistung: Aktuelle Phänologie

Die Grafik zeigt, dass der Holunder im Raum Gießen bereits um den 10. August reif war. allerdings war er vielerorts eher vertrocknet. Kornelkirschen gibt es in Fellingshausen in der Straße Dreispitz parallel zur Straße Die Beu. Die länglichen Früchte, die wie kleine Oliven in wunderschönem Rot aussehen, liefern etwas 75 – 120mg Vitamin C pro 100g. Man kann Marmelade, Saft, süße und salzige Suppen, Bratenbeilagen, aber auch Desserts, Liköre und Wein mit ihnen herstellen. Sie lassen sich gut trocknen.

Halbreife Früchte der Kornelkirsche (Cornus mas). Auch Blätter und Blüten sind essbar

2022 Holunderreife 10. August

Der Spätsommer ist in vollem Gange

Im Spätsommer reifen bereits zahlreiche Früchte, z.B. Klarapfel, Frühzwetschge, aber auch die Vogelbeere. Die Blüte der Herbstanemone und des Heidekrautes beginnt. Die Getreideernte ist weitgehend abgeschlossen und die zweite Heuernte findet statt.

Diese wunderschöne Herbstanemone habe ich in wenigen Fellingshäuser Gärten gesehen. Den Sortennamen konnte ich bis heute nicht herausfinden. Vielleicht ist sie ja in unserem Dorf entstanden. Alle anderen halb gefüllten Sorten sind niedriger und blühen später.

Trotz der extremen Hitze sind alle Früchte normal gereift. allerdings haben die alten Birnbäume an der Straße zwischen Fellingshausen und Bieber schon ungeheure Mengen an Früchten abgeworfen – ein Fest für die Wespen.
Als phänologische Pflanze gilt nur die echte Besenheide (Calluna vulgaris, Ericaceae). Foto links oben; die so genannte Knospenheide entstand vor ca. 30 Jahren zufällig. Ihr Vorteil: Sie behält die Farbe bis zum nächsten Frühling. Ihr Nachteil: Da die Blüten sich nicht öffnen, sondern im Knospenstadium verharren, bietet sie Insekten keine Nahrung. In der Natur würde diese neagitive Mutation bald absterben.

Blitz-Monitor – live

Karte der Blitzeinschläge am 12. 8. 2020 gegen 10 Uhr
Das grüne Symbol stellt den Ort der Station dar.

Karte mit aktuellen Blitzen

Blitz-Empfangsstation in Biebertal – eine Einführung

In Fellingshausen gibt es eine Empfangsstation, die das Auftreten von Blitzen detektiert und an ein Netzwerk überträgt, das ehrenamtlich eine weltweite Darstellung der auftretenden Gewitter ermöglicht.

Warum macht das jemand privat, wo es doch in Deutschland den deutschen Wetterdienst und einige private Wetterdienste gibt, die das ebenfalls anbieten?

Es gehört Interesse an Technik und Physik dazu, um sich dafür zu interessieren. Beides ist beim Autor reichlich vorhanden, schließlich hat er ein Studium der Elektrotechnik absolviert und dann 38 Jahre seinen Beruf an den physikalischen Instituten ausgeübt. Neben Interessen an Technik und Physik ist hier auch noch Forschergeist dabei, denn bereits seit 2 Jahren wird zusammen mit dem II. Physikalischen Institut der Uni Gießen (Dr. Zaunick) an einem Experiment gearbeitet, das Aufschluss darüber geben soll, ob es einen Zusammenhang zwischen Blitzen und hochernergetischen Teilchen aus dem Universum gibt. Denn Blitze sind noch immer nicht vollständig erforscht. Das Wissen hierüber, das hier erlernt und erarbeitet wird, kann auch an technisch interessierte weitergegeben werden. Im Bilderbogen kann jeder mitmachen, den ein Thema interessiert, auch an diesen technischen Themen, die jetzt nach und nach vorgestellt werden.

Was hochtechnisch und hochphysikalisch klingt, wird mit recht wenig Geld realisiert. Es sind die Ideen, die uns zu Experimenten auf dem Boden und in der Luft zu führen, letztere mit heliumgefüllte Ballons. Die Experimente, klingen nicht nur spannend, sie sind es auch. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn es geht um Millionen von Volt, die sich mit einem Blitz entladen und um sehr energiereiche Weltraum-Teilchen, die auf der Erde erheblichen Schaden anrichten (können). Die Sensoren und die dazugehörige Elektronik ist so preiswert, das sich die angesprochenen Projekte für den Hobby-Bereich und für die Schulen eignen und anbieten..

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Klimawandel und Wald

Um dem Klimawandel zu trotzen, sollten weniger Bäume abgeholzt werden.
Mit Unterstützung der EU passiert genau das Gegenteil – das verhagelt die Klimabilanz

Quelle: Wochenendmagazin des Gießener Anzeiger, 25. Juli 2020, nach einem Artikel von Roland Knauer

Giesser Berg; Foto: Lindemann

Die Kettensägen der Holzfäller kreischen seit 2016 in der Europäischen Union viel häufiger als früher. Das schließen Giudo Ceccherini und Kollegen von der gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission der EU im italienischen Ispra laut einem Bericht der Zeitschrift Nature aus der Auswertung von Daten der Landsat-Satelliten-Aufnahmen. Verglichen mit den Jahren 2011 bis 2015 wurden demnach von 2016 bis 2018 im Durchschnitt 49 % mehr Flächen abgeholzt, und es wurden 69 % mehr Holz als den Wäldern geholt.

Weshalb sollte diese verstärkte Holznutzung der Klimabilanz der EU schaden? Schließlich gilt Holz als klimaneutral, weil beim Verbrennen nicht mehr Kohlendioxid freigesetzt wird, als der Baum beim Wachsen aus der Luft aufgenommen hat. Die Bäume schlucken 10 % der Treibhausgase. Daher zählt die EU seit 2018 die direkt zum Verfeuern geschlagenen Holzstämme zur nachhaltigen Energieproduktion.
Dabei ist das Ganze eine Milchmädchen-Rechnung, da diese Überlegung nur über ganz lange Zeiträume aufgeht: Ist ein Buchenwald z.B. in 120 Jahren gewachsen – hat also CO2 aus der Zeit von vor 120 Jahren bis zum Schlagen aufgenommen, so wird beim Verbrennen die gesamte CO2-Menge schlagartig auf einmal freigesetzt. Wächst auf dieser Fläche wieder ein Buchenwald, dauert es bis zu 120 Jahre, bis die Klimabilanz ausgeglichen ist.

Das ist eine schlechte Nachricht für die Klimaziele der EU, die bis 2050 in der Gesamtbilanz keine Treibhausgase wie Kohlendioxyd mehr ausstoßen und damit Klimaneutral werden will.

Dazu aber braucht die europäische Gemeinschaft ihre Wälder, die derzeit auf rund 38 % ihrer Fläche wachsen. Schlucken die Bäume zurzeit rund 10 % der Treibhausgase, die bei Verbrennen von Erdöl, Erdgas, Kohle und den daraus hergestellten Produkten, aber auch von der Landwirtschaft, sowie bei der Produktion von Stahl, anderen Metallen und Zement freigesetzt werden.
Werden die Wälder weiter so abgeholzt wie in den letzten Jahren, kompensieren die Bäume erheblich weniger und Europa müsste seine Emissionen erheblich stärker als bisher geplant einschränken, um die Klimaziele zu erreichen.
Insbesondere in Schweden, Finnland, den drei baltischen Staaten und Polen fiel besonders viel Wald, der sich nicht auf Sturmschäden und Waldbrände zurückzuführen lässt.
Bei der Abholzung werden zudem oft schwere Maschinen eingesetzt, der Boden wird gepflügt und neue Setzlinge werden gepflanzt. Diese Vorgänge aber stören den Untergrund, in dem der Wald im Laufe der Jahrzehnte einigen Kohlenstoff gelagert und so die Klimabilanz verbessert hat. Zwar wird auch CO2 freigesetzt, sobald Mikroorganismen den Humus in Boden umwandeln; doch speichert der Wald erheblich mehr Kohlendioxyd in Form von Humus als die Bildung von Boden gleichzeitig in die Luft entlässt.
Daher wird der Kahlschlag eine Quelle des Treibhausgases.
Gleichzeitig verändern sich auch das Mikroklima und die Populationen der Mikroorganismen. Währen das Kronendach des Waldes Schatten spendet und so die unteren Etagen kühlt, damit die Feuchtigkeit im Wald hält, sieht die Situation bei einem Kahlschlag ganz anderes aus: Die Sonne heizt den Boden viel stärker auf, mehr Feuchtigkeit verdunstet und es wird deutlich trockener im Boden. In heißen trockenen Perioden verstärkt sich dieser Effekt, auch die unteren Bodenschichten werden trockener, die Funktion des Waldes, Grundwasser zu speichern, nimmt rapide ab.

Für Deutschland zeigen die Landsat-Satellitenbilder bis 2018 keine stärkeren Kahlschläge. Bei uns werden die Wälder normalerweise schonender genutzt und nur einige Bäume gefällt. Aber auch hier wird, vorborgen von den Augen der Satelliten, mehr Holz aus dem Wald geholt.
Die Landsat-Satellitenbilder haben eine Auflösung von nur 30 Metern langen und breiten Flächen, so dass solche Einzelheiten nicht zu sehen sind.
Das heißt aber nicht, dass unsere Wälder in Mitteleuropa keine Probleme haben. Zum einen haben die Dürrewälder 2018 und 2019 dem Wald erheblich zugesetzt und die Situation ändert sich massiv zusätzlich durch den Befall mit Schädlingen. Da muss das Holz dann aus dem Wald, um weiteren Schaden abzuwenden.
Lässt man die Freiflächen dann ohne Bodenbearbeitung und Bepflanzung mit neuen erwünschten Bäumen, siedeln sich auch von selbst etliche Bäume an und bereiten einen späteren Mischwald vor.

Hochsommer: Die Sommerlinde blüht

Das Foto zeigt die zwittrigen (männliche und weibliche Blütenteile auf einer Blüte) Blüten der Winterlinde mit Flugapparaten. Der Duft ist unverwechselbar.

Hochsommer – noch vor dem längsten Tag des Jahres. Ich habe den Hochsommerbeginn immer mit Ende Juli, Anfang August verbunden. Diese Linden in der Gießener Straße gegenüber der Post blühen seit dem 12. Juni. In Königsberg, wo es auch etliche Bäume gibt, lässt die Blüte (am 15. Juni) noch auf sich warten. Aber aus ganz Deutschland gehen Meldungen über den Blühbeginn seit der dritten Mai-Dekade beim Deutschen Wetterdienst ein.

Eine weitere Zeigerpflanze für den Hochsommer ist die Blüte des Beifuß (Achtung Allergiker! Falls Sie Fleisch essen, freuen Sie sich über das Gänsebratengewürz!), Die Gerste beginnt, gelb zu werden, die Weinreben blühen, und bei Roten Johannisbeeren, Stachelbeeren und Süßkirschen können die ersten Früchte geerntet werden.

Früher kannte man in Deutschland nur die Sommer- und die Winterlinde. Mittlerweile ist es schwierig, die Arten korrekt auseinander zu halten, da es viele Kreuzungen gibt. Die Lindenblüten ergeben getrocknet einen sehr schmackhaften Tee, der auch als schweißtreibend gilt und daher gegen Erkältungen empfohlen wird. Wegen seiner Schleimstoffe ist er besonders gut bei Reizhusten. Darin zeigt sich die Verwandtschaft zu den Malven – und wie Malvenfrüchte (Käspappel, Okra) schmecken die jungen, gerade aufbrechenden Lindenknospen.

Die Linde heißt botanisch Tilia. Daraus entstand das Wort „Textilien“, was nichts anderes heißt als „gewebte Linde“. Zur Gewinnung der Fasern wurden armdicke Lindenäste im Winter für einige Wochen in Wasser eingeweicht und anschließend die faserreiche Rinde abgezogen.

Lindenblüte
2020 12. Juni
2023