1. September Meteorologischer Herbstbeginn

Die Herbstzeitlosen blühen

Feine Streifen auf den Blütenblättern
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale, Colchicaceae)

Besonders leuchtende Farbe

Diese Fotos machten wir 2015 auf den Wiesen rechts der Hauptstraße von Fellingshausen nach Bieber. Dort ist es feucht genug. Die Blüten können recht unterschiedlich ausfallen. Der Name kommt von Herbst und vom althochdeutschen Wort liozan = losen, vorhersagen. Das Erscheinen der Herbstzeitlose sagt den Herbst voraus. Das trifft auch 2020 zu. Vor kurzem begann die Blüte und heute am 26. August tobte das Sturmtief Kirsten durch das Land.

So hübsch die Blüten auch sind, der Pflanze gegenüber ist große Vorsicht geboten. Sie gehört zum giftigsten, was wir an Pflanzen zu bieten haben. Der Giftstoff Colchicin (von Colchicum autumnale), der Ähnlichkeit mit Arsen hat, kommt in 20 Varianten vor. Alle Pflanzenteile sind giftig, 2-5g Samen tödlich. Für Kinder heißt es Finger weg! Die Herbstzeitlose wird in schönen Kultursorten angeboten. Mit Kindern und Tieren im Hause: Bitte nicht pflanzen! Manchmal bekommt man im Herbst dicke Zwiebeln, die ohne Topf und Bewässerung blühen. Auch dies ist die Herbstzeitlose. Beim Hantieren bitte (ähnlich wie bei Eisenhut) Handschuhe tragen

Links eine schlanke Form, rechts eine rundliche Blüte

Die Herbstzeitlose ist für die meisten Tiere giftig. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen empfiehlt, die Wiesen im Herbst zu kennzeichnen, in denen man die Pflanze im Frühjahr ausmerzen will. Im Frühling ist sie gut erkennbar an bis zu 40cm langen Stängeln mit Blättern, die dem Bärlauch ähneln und meistens einer dreiteiligen Frucht in der Mitte. Die Ähnlichkeit mit Bärlauch führt zu den meisten Vergiftungsfällen. Unkundige verwechseln eventuell ihre Zwiebel mit der der Küchenzwiebel.

Links Blätter und unreife Früchte der Herbstzeitlose, die im Frühling noch vor dem Ergrünen der Bäume erscheinen. Meistens wachsen sie auf Wiesen. Da sie aber auch in lichten Wäldern vorkommen und sich dort den Platz mit Bärlauch (und Maiglöckchen) teilen, ist die Verwechslungsgefahr gegeben.

Beim Sammeln von Wildpflanzen gilt immer: Ich sammle nur, was ich genau kenne!

Früher wurde die Herbstzeitlose medizinisch eingesetzt, in der Homöopathie noch heute. Auch davon ist abzuraten. Wir kennen die Langzeitwirkungen zu wenig.

Insekten lassen sich vom Gift nicht abschrecken. besonders Fliegenarten besuchen die Blüten der Herbstzeitlosen.

Die Herbstzeitlosen haben drei Griffel (weiblich) die Krokusse nur einen. Die Zahl der Staubblätter (männlich) beträgt bei beiden Arten sechs.

Interessant ist der Einsatz von Colchicin in der Pflanzenzüchtung. Colchicin verhindert die vollständige Teilung in einfache Chromosomensätze bei der Bildung der Ei- und Samenzellen. Verschmelzen beide miteinander, so hat man nach Colchicineinsatz oft statt eines doppelten (diploid) einen vierfachen (tetraploid) Chromosomensatz. Vor allem bei großblütigen Taglilien ist diese Erscheinung zu beobachten.

Übrigens ist die Herbstzeitlose hier nicht wirklich heimisch, sondern eher im Einflussbereich des Mittelmeeres bis nach Süddeutschland oder im atlantischen Klima an der Südküste Englands. Aber sie hat so viele Mundartnamen wie kaum eine andere Pflanze. Die sind keineswegs immer freundlich wie z.B. Leichenblume, Teufelsbrut, Kalberschissen. Und als Herbstsafran wie im Elsass isst man sie vermutlich nur einmal.

https://de.wikipedia.org/wiki/Herbstzeitlose

Fotos: Winfried Senger

Der Krippenweg im Mai

Der kahle Hang vom letzten Herbst ist im Mai wieder grün

An der Stelle, an der im letzten Herbst Bäume gefällt wurden, worüber sich etliche Krippenweg-Besucher beschwerten, findet man jetzt eine Menge an neuen Pflanzen.

Bäume und Sträucher: Rotbuchen, Traubeneichen, Bergahorn, Holunder, Vogelkirschen, Vogelbeeren, Himbeeren, Brombeeren

Krautige Pflanzen (Ein- und Zweijährige, Stauden): Kleines Springkraut, Knoblauchsrauke, Ruprechtskraut Waldwicke
Klettenlabkraut, Waldziest, Waldmeister, Waldbingelkraut, Echte Nelkenwurz, Zwiebel-Zahnwurz, Walderdbeeren, Salbei-Gamander*), Brennnesseln
Diverse Gräser, z.B. Waldmarbel, Seggen; Frauen- und Wurmfarn.

Auf der anderen Seite des Weges wachsen in etwa die gleichen Pflanzen, zusätzlich noch: Disteln, Großblättriger Ampfer, Veilchen, Ginster, mehr Holunder, Löwenzahn.

Links ältere Traubeneiche, Frauenfarn, hinten jetziger Waldrand; rechts Holunder, Mitte Waldmeister und Klettenlabkraut


Mutter Natur mag keinen unbedeckten Boden. Nackte Erde gibt es nur auf kranken und gestörten Flächen.
Am aktivsten ist die Natur an Grenzflächen, hier also zwischen Waldrand und neuer Lichtung.
Es ist schön, dass das alte Holz hier liegen bleibt; nach einigen Wochen wird man kaum noch etwas davon sehen.
Aus Bayern gibt es ausführliche Waldbeobachtungen. An Totholz konnte man von den 5.000 Käferarten in Bayern etwa 1.200 Käferarten beobachten, die sich während des überwiegenden Teils ihrer individuellen Lebensspanne am oder im gesunden oder kranken Holz aufhalten. Wichtig ist für sie dabei auch, dass das Totholz aus unterschiedlichen Teilen des Baumes stammt.

*) Den Salbei-Gamander kann ich sehr empfehlen für trockenen Schatten im Garten. Er ist immergrün, die Blätter sehen denen des Gewürzsalbeis ähnlich, sind aber etwas kleiner. Die am Stängel herablaufenden weißen Blüten sind zwar unscheinbar, aber ein Magnet für alle Insekten, die ebenfalls nicht groß sind. Mit Blütenstängeln kann die Pflanze 30-60cm hoch werden, ansonsten ist sie Kissenartig und kompakt. Die Pflanze stellt keine großen Bodenansprüche; im Wald wächst sie gern in Gesellschaft von Eichen. Wie der Salbei gehört der Salbei-Gamander zu den Lippenblütlern, wird in manchen Gegenden auch zur Wundheilung verwendet.

Lebendige Krippe: Der Stumpf der Traubeneiche treibt wieder aus und die Krippe schmückt sich mit Waldmeister

Quelle: waldwissen.net/wald/naturschutz/arten/lwf_artenvielfalt/index_DE

Fotos: Eveline Renell