Wald- und Vegetationsbränden begegnen

Jetzt im Oktober dürfte die akute Waldbrandgefahr für dieses Jahr bei uns vorüber sein, dennoch erschien gerade in der Gießener Allgemeinen ein interessanter Bericht über die Spezialisierung der Feuerwehr des Fernwalder Ortsteils Annerod auf dieses Thema. Schon seit 15 Jahren bereitet man sich dort auf solche Szenarien vor, schaffte spezielles Material an und besuchte zahlreiche Fortbildungen. 2007 hatte der Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Annerod Tobias Hennemuth die Idee, sich auf solche Szenarien vorzubereiten. Anfangs noch dafür verlacht, ist inzwischen klar, dass Vegetations- und Waldbrände in den kommenden Jahren mit immer längeren Trockenzeiten häufiger vorkommen werden. Auch bei uns in Biebertal gab es in diesem Herbst eine Übung zum Thema am Dünsberg, bei dem taktische Maßnahmen und sachgerechtes Vorgehen geübt wurde.

Quelle: Gießener Anzeiger, 27.09.2023; Foto: Wikipedia: Waldbrand

Rundgang um „Die Welz“ in Fellingshausen

Derartig krumm gewachsen und vom Wind gebogen standen viele Bäume, insbesondere Kiefern, im Gebiet der Welz, oberhalb der alten Straße von Fellingshausen nach Krofdorf …. meinem Empfinden nach eines der schönsten Waldstücke hier in der Umgebung.

Einen Bericht zum „Skulpturenpark“ dort finden Sie in unseren Nachrichten vom 22. Juni 2023.

Aktuell wurden dort all die von der Trockenheit geschädigten Bäume gefällt, so dass es dort nun folgendermaßen aussieht:

Fotos: Lindemann

Der Wald im August

Eichenschnitt (Schlagabraum) hinter dem Fußballplatz Fellingshausen

Der August ist auch in normalen Jahren heiß und trocken. Er hat aber, wie die Graphik von 2017 zeigt, normalerweise auch Tage, an denen Regen fällt.

Es ist eigentlich sinnvoll, abgesägte Äste liegen zu lassen, da sie den Waldboden schützen. Ob das dieses Jahr auch gilt? Da Eiche einen recht guten Brennwert hat, fragen Sie doch mal nach bei Hessen-Forst, denn offiziell hieß es in diesem Jahr oft, es ist kein Brennholz da.

Brennholz direkt am Waldweg
Auf der Internetseite von HessenForst (www.hessen-forst.de) muss dazu in der Rubrik Angebote unter Marktplatz das Stichwort Brennholz ausgewählt werden. Ein kurzes Video zeigt hier die Abwicklung nochmals Schritt für Schritt.
Über das Brennholzportal kann dann an den Waldweg gerücktes und gepoltertes Rundholz bezogen werden. Unterschieden wird dabei zwischen vorrätigen Lagermengen, die sofort gekauft werden können und noch nicht eingeschlagenem Brennholz, das vorbestellt werden muss (diese Möglichkeit ist erst ab ca. September freigeschaltet).
Unbearbeitetes Kronenholz (auch bekannt als Schlagabraum) wird nur noch in geringen Mengen unmittelbar an Wegen abgegeben. Nachfragen dazu sind an die zuständige Revierleitung zu richten.

www.hessen-forst.de/post/tag/brennholz

Hier stand eine Eiche. Sie konnte den Bänken zwar keinen Schatten spenden aber Verdunstungsfeuchtigkeit
Am verbleibenden Stumpf lassen sich die
Jahresringe sehr gut zählen.

Wurden hier schon Fakten geschaffen für einen noch nicht im Gemeindeparlament beschlossenen Kunstrasenplatz? Es ist anzunehmen, dass die frei gewordene Fläche mal als Parkplatz dienen oder zumindest die Blätterlast und damit den Pflegeaufwand reduzieren soll.

Robuste Eichensämlinge
Kaum erkennbare Buchensämlinge

Die Eiche zeigt schon als Jungpflanze, dass sie ein Lichtbaum ist. Buchen mögen in den ersten (etwa 20) Lebensjahren lieber den Schatten. Man sieht es im Foto: die Sämlinge sind kaum erkennbar, dahinter die älteren Pflanzen. Sie hatten bis vor kurzem Schatten. Später bedrängt die Buche auch die Eichen und verdrängt viele Pflanzen, die unter ihr wachsen wollten.

Nicht verkaufte Buchen- und Kiefernstämme
bieten bald Nahrung für Pilze

Trameten , bzw. Porlingeauf Buchenstamm von unten
Schmetterlingstrameten von oben; sobald sie feucht werden, zeigen sie ihre Farbenpracht; sie sind ungiftig und werden z.B. für Smoothies genutzt

Bei unserem Besuch dort entdeckten wir, dass sich eine Kindergruppe hier offenbar einen Sitzplatz geschaffen hat.
Es ist ja heutzutage selten genug, dass freies, kreatives Spiel nach selbst geschaffenen Regeln stattfindet – im Gegensatz zu vorgeformten Spielen in Vereinen oder an den Medien, wo die Regeln von außen vorgegeben sind.

Fuchstrail, Keltentrail und Druidentrail für Mountainbiker

Ein guter Druide hätte den Wald nicht so hinterlassen wie auf dem Plakat zu sehen ist. Auch wenn der Name Druidentrail toll klingt: Die als Priester, Philosophen, Rechtsgelehrte und Heilkunde tätigen Druiden sind sicherlich sorgsamer mit der Natur umgegangen als Müll-Wegwerfer und Bergab-Raser.

Der Blick auf den Waldrand mit seinem immer noch kräftigen Grün verspricht Erfrischung, sobald man in den Schatten der Bäume eintaucht. Genießen Sie Ihren Spaziergang!

Waldrand mit Eichen, Buchen und wenigen Kiefern, die in dieser Gesellschaft besser gegen Brände geschützt sind.

Fotos Eveline Renell 10.8.22

Biebertal ist Naturwaldgemeinde

Immer wieder haben wir uns gefragt, was heißt denn das.
Nun konnten wir Papiere auftreiben, die das ein wenig erklären:

Freitag, 13. Dezember 1996

Auch heutzutage – insbesondere heutzutage – gilt es zu fragen:

  • Wo kommen unsere Dinge her, die wir verbrauchen?
  • Produzieren wir lokal für den eigenen Bedarf?
  • Ist mein Konsumverhalten angemessen?
  • Ist mir bewusst, dass der Wald, den wir heute aufbauen in 100 Jahren für eine zukünftige Generation da ist?

Wald – gestern, heute, morgen

12. Mai – 19.30 Uhr in der Mehrzweckhalle Vetzberg

Als Referentinen waren Frau Rita Kotschenreuther (li), Funktionsbeschäftigte Waldpädagogik bei HessenForst, Forstamt Wettenberg und im Holz-und Technik-Museum Wettenberg und Frau Ulrike Henrich(re), Revierleiterin der Revierförsterei Biebertal am 12. Mai 2022 von 19.30 Uhr zum Vortrag über Wald und Forst in die Mehrzweckhalle Vetzberg gekommen – eingeladen von der CDU Biebertal.

Frau Henrich übernahm den Part zur Geschichte des Waldes und zeigte unter anderem Bilder von entwaldeten Dünsberg. Bis aus Krisenzeiten ging der Waldbestand in Deutschland kontinuierlich zurück (Bild unten).

Denn über viele Jahrhunderte wurde der Wald um die Siedlungen intensiv gerodet: für Haus- und Schiffsbau, zur Herstellung von Möbeln, Musikinstrumente, zum Sieden von Salz, für die Glasbläserei oder das Schmelzen von Metallen, als Brennholz oder zur Herstellung von Holzkohle durch Köhler usw., aber auch als Futterplatz für das Vieh genutzt. Tatsächlich wurde der Wald auch gefegt, um Laub und kleine Äste als Streu für den Stall zu haben. So wurden den Wäldern Nährstoffe entzogen und immer mehr Wüstungen entstanden. Urwälder verschwanden bis auf unzugängliche Stellen ganz aus Europa.
Die abgelegen von Siedlungen noch unberührten Wälder wurden Forste genannt und von Adeligen für die Jagt beansprucht. Daher kommt zum einen das Wort Wild (althochdeutsch wildi ‚ungezähmt‘) und die Unterteilung in Hoch- und Niederwild, das von den hohen Herrschaften oder eben von niederen Volk gejagt werden durfte.

Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als Folge der übermäßigen Waldvernichtung und des Holzmangels, wurden Ideen zur Nachhaltigkeit in der sich gerade entwickelnden Forstwirtschaft formuliert: es dürfe nur so viel Wald verbraucht werden, wie auch nachwachsen kann. Im Zuge der Industrialisierung und Verwendung fossiler Energieträger gelang es tatsächlich, dass der Wald sich erholen konnte … allerdings mit ebenfalls fatalen, diesmal sogar globalen Folgen …

Vom Vortragsanteil von Frau Kotschenreuter zum Wald aktuell und in der Zukunft beeindruckte mich persönlich der Erdzeit-Zollstock ganz besonders: denn was vor vielen Millionen Jahren an Wäldern im Erdreich zu Kohle, Erdöl und Erdgas verpresst wurde, verfeuern die Menschen gerade binnen weniger Jahrzehnte und setzten all das von Bäumen gespeicherte CO² frei, so dass sich niemand über eine Erwärmung der Erdatmosphäre wundern muss.

Sie selbst aber betont dazu: „Das ist zwar sehr wichtig, wie dies Kohle- und Erdölentstehung darstellt und unsere Kurzzeit-Verwendung dieser Rohstoffe und Energieträger, allerdings ist das nicht die einzige, wesentliche Aussage. Mir wären eben Feststellungen wichtig, wie sehr wir alle auf Holz angewiesen sind – und welche schlechten Alternativen es gibt, die weder nachhaltig noch nachwachsend, noch regional erzeugbar sind – und die eine sehr schlechte Energiebilanz mit entsprechenden CO2-Emissionen haben. Und dass wir als Förster immer im Auftrag der jeweiligen Gesellschaft arbeiten – und arbeiteten. Heute eben mit Forderungen, die am wahren (stofflichen) Bedarf unserer Gesellschaft und höchstwahrscheinlich an dem künftiger Generationen vorbeigehen.“
Unser Wald ist so viel mehr, als nur Rohstofflieferant – auch und vor allem für nachfolgende Generationen …

Umweltbundesamt

Der Wald ist für uns Menschen überlebenswichtig: Bäume speichern Kohlenstoff und versorgen uns mit Sauerstoff.
Unsere Wälder sind bedeutsame Wasserspeicher und Lebensraum für viele Tiere und Pflanzenarten.
Für uns Menschen ist der Wald ein wichtiger Erholungsort und er liefert den für vieles wichtigen Rohstoff Holz.
Wenn wir das Ökosystem Wald denken, gilt es lokal zu handeln und zugleich global zu denken; denn für unsere Bedürfnisse nutzten wir oft gedankenlos Holz aus anderen Regionen der Welt und zerstören damit ebenfalls unsere eigenen Lebensgrundlagen.

Leider konnten die Folien des Vortrages nicht für unseren Beitrag freigegeben werden, so dass ich hier exemplarisch auf andere Materialien zum Thema Wald heute und morgen zurückgreifen.

Trotz des nur mäßigen Besuches der Veranstaltung, der vor allem von Mitgliedern der CDU, die den Vortrag organisiert hatte, genutzt wurde, ging der Abend erst um 22 Uhr ihrem Ende entgegen. Rita Kotschenreuter: „Der reine Vortrag wäre weit kürzer gewesen, aber ich fand es gut, ins Gespräch einzusteigen.“

Fotos: LIndemann, G. Verhoff

Schlagwörter: ForstFörsterinnenGeschichteWald

Tag des Baumes am 25. April

ND 40, Stieleiche am Hungersberg in Frankenbach, ND seit 1953

Der amerikanische Politiker Julius Sterling Morton initiierte 1872 den Tag des Baumes = arbor day. Schon 1 Jahr später wurden in Nebraska 1 Million Bäume gepflanzt. Der Tag des Baumes wird jedes Jahr im April mit Feierstunden begangen (offenbar nur in den USA?) und soll die Bedeutung des Waldes für den Menschen und die Wirtschaft im Bewusstsein halten. 1951 beschlossen die Vereinten Nationen, den Tag des Baumes zu veranstalten. Der deutsche „Tag des Baumes“ wurde erstmals am 25. April 1952 begangen. Bundespräsident Theodor Heuss und der Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Bundesminister Robert Lehr, pflanzten im Bonner Hofgarten einen Ahorn.*) In Deutschland wirbt der Naturschutzbund Deutschland am Tag des Waldes für seine Aktion „Wald-Pate“, um die Urwälder bzw. urwaldnahen Relikte in Deutschland zu schützen.
Da ich nicht über eine Pflanzaktion berichten wollte, kam mir die Idee, über einige Naturdenkmäler zu schreiben. Die Liste der Naturdenkmäler des Kreises Gießen beinhaltet vor allem Linden und Eichen, vereinzelt eine Buche, einen Birnbaum und einen Steinbruch. Die Wikipedia-Liste verzeichnet 9 NDe in Biebertal. Nach ihr haben wir uns gerichtet. Naturdenkmale_im_Landkreis_Gießen

Wir fahren nach Frankenbach. Drei Bäume stehen auf dem Plan. Am ersten Ziel, dem Bürgerhaus, suchen wir lange vergeblich. Und irgendwann meinen wir „den Baum gibt es wohl nicht mehr“. So sieht es dort aus, wo die 1980 zum ND erklärte Eiche stehen soll.

ND Nr. 41, rechts angeschnitten das Bürgerhaus in Frankenbach

Aber die nächste Station in der Gemarkung bescherte uns am Hungersberg diese wunderschöne Eiche wie sie im ersten Foto zu sehen ist.

Die Eiche wurde 1953 zum ND erklärt. Da ist Barttragen erlaubt
Bitte Platz nehmen! Ganz in der Nähe der Eiche „liegt“ diese schöne Bank, die mal ein Baumstamm war.

Zum Schluss ging es zur Sommerlinde an der Kirche. Auch sie wurde bereits 1953 zum Naturdenkmal erklärt. Sie hat wohl ein bewegtes und nicht immer angenehmes Leben hinter sich.

Hier wurde schon viel gesägt, nicht immer sachgerecht
Es fehlt ein ganzer Stamm, das hat Folgen

Die Linde wurde mehrfach mit Beton stabilisiert, innen sogar mit Metallstreben verstärkt. Interessant ist, dass sich innen wieder neue Stämme gebildet haben. Damit schafft sich der Baum neue Rinden, mit denen er Nährstoffe transportieren kann.

Biebertal kann sich durchaus sehen lassen

Falls Sie mal wieder nach Bonn kommen, so fotografieren Sie bitte diesen Ahorn. 2016 heißt es zwar “ erfreut sich bester Gesundheit“, aber ich habe kein einziges Foto davon gefunden.

Fotos 1. Winfried Senger, übrige Eveline Renell

Der Wald im April

Kiefern und Fichten (Wald rechts vom Friedhof Bieber)

Am sonnigen Waldrand blühen die Schlehen. Das Foto zeigt eine schöne Stufung von Bäumen – Sträuchern und Kräutern in der Wiese. Dabei sind bisher nur die Gräser grün. Die höheren Stauden zeigen sich noch vertrocknet vom Vorjahr. Aber darunter steht der Neuaustrieb auch im Schutz vor Spätfrösten.

Der Wald ist noch unbelaubt. Lediglich zwei Spitzahorne blühen
(zwei hellgrüne Flecken im Hintergrund).
Laubmischwald in Bieber an der Straße nach Fellingshausen

Während oben alles noch kahl ist, zeigen die kleinen Sträucher die ersten Blätter. Aber am Waldboden grünt und blüht es, denn es kommt genügend Licht dahin. Die Frühblüher des Laubmischwaldes müssen sich beeilen. Sie müssen ihre Samenbildung abgeschlossen haben, wenn die Bäume mit ihrem Laub den Boden arg verdunkeln. Sicherheitshalber haben die meisten von ihnen dicke Speicherwurzeln verschiedenster Art, mit denen sie sich auch vermehren können.

Eine vorwitzige Vogelkirsche
Die Traubenkirsche mit Knospen

Was auf dem dritten Foto so grünt, sind Traubenkirschen (Prunus padus), schon mit Knospen. Die Blüten werden intensiv von Bienen, Hummeln und Zweiflüglern beflogen und bestäubt. Die Traubenkirsche ist von beachtlichem Wert für die Bienen im Frühjahr. Der Duft der Traubenkirsche lockt viele Insekten an. Für Honigbienen sind Traubenkirschen vor allem in klimatisch günstigen Gebieten lohnend (Schaper 1998). Der Baum hat eine schmale Form und wird bis zu 10m hoch, selten auch bis 15m. Er wäre auch etwas für den hinteren Gartenteil, weil er nicht so gut riecht..

Schaut man näher auf die niedrigen krautigen Pflanzen, so entdeckt man noch weitere Blüten.

Aronstab (Arum maculatum)
Moschuskraut (Adoxa moschatellina)
mit grünen Blütchen (adoxa= unscheinbar)

Zweimal Buschwindröschen (Anemone nemorosa). „Ganz in weiß“ ist zwar normal, gelegentlich kommen aber auch sehr intensiv gefärbte Blüten vor. Ein Muss für die Kultur: Falllaub liegen lassen. Im Frühling überall:
Das Scharbockskraut ( Ranunculus ficaria). Auch bei ihm gibt es etliche schöne Sorten.

Ungewöhnliche Grabbepflanzung (gibt es 2mal)
Fast alle Fotos wurden vom Friedhof Bieber aus gemacht.

Fotos: Eveline Renell, 6. April 2022


Kahlschlag – und nun?

google maps 2022, Aufnahme wohl Sommer 21

Wir wurden von der Abholzung eines kompletten Wäldchens in Frankenbach (In der Nähe der alten Ziegelei) informiert und wollten uns selber einen Eindruck davon verschaffen. Das ehemalige Wäldchen liegt am Gladenbacher Weg. Die Fläche ist 25-30m breit und etwa 180m lang. An der Nordseite liegen Stapel mit altem und frisch geschlagenen Fichtenstämmen. Auf der Luftaufnahme von google maps (vermutlich Sommer 2021) stehen die Bäume noch. Es handelte sich vor allem um Rotfichten. Das Holz ist bereits von Borkenkäfern befallen, aber unseres Erachtens noch vermarktbar, durch die vielen Einschläge zur Zeit jedoch schlecht abzusetzen.

Wald und Forst, ein zweischneidiges Schwert. Die Aufforstung mit Fichten vor 200 Jahren hat vermutlich viele Waldflächen gerettet. Aber damals war es kälter und regnerischer als heute. Ich schreibe ja nichts Neues, dass die Fichtenmonokulturen heute fehl am Platze sind. In den Forstämtern wird das Schadholz, insbesondere das mit Borkenkäferbefall, möglichst schnell aus dem Wald geräumt.

Typische Fraßspuren im Holz, erste Sämlinge dazwischen
Moosbewuchs kühlt und speichert Wasser
Foto vom 10. März 22. Die Sämlinge entpuppen sich als Klettenlabkraut (Galium aparine), einer vielseitigen Heilpflanze
.kostbarenatur.net/Anwendung und Inhaltsstoffe von Klettenlabkraut

Es besteht auch die Absicht, die Flächen schnell wieder aufzuforsten, das ist jedoch sehr teuer. (ich finde Zahlen zwischen 5000 bis 9000€ pro ha, hinzu kommen noch Pflegekosten in den Folgejahren). Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde/Brandenburg sagt: Durch großflächiges Ausräumen verschlimmert sich die prekäre Lage des Waldes nur noch mehr, Geräumte Flächen erwärmen sich viel schneller und trocknen stärker aus“, argumentiert der Waldökologe. In Zeiten des Klimawandels müsse das oberste Gebot jedoch lauten, die Wälder möglichst kühl zu halten. Das gelinge beispielsweise, indem Totholz liegen bleibe, erläutert Ibisch. Verrottendes Holz baue Humus auf, wodurch sich die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens und damit auch das Selbstkühlungsvermögen des Waldes erhöhe: „Jedes Grad, um das die Temperatur sinkt, bremst die Verdunstung.“


Viel mehr Informationen zum Wald gibt es unter: .nabu.de/waldbewirtschaftung

Links Rotbuche, dahinter und rechts Holunder
Holz- und Nadelmull

Wir haben die kleine Fläche genauer unter die Lupe genommen. Im Foto sind eine junge Buche und Holundersträucher zu sehen. Daneben fand ich eine Hundsrose, außerdem Keimlinge irgendwelcher Kräuter, die ich noch nicht bestimmen kann. Die Holunder wachsen schnell, die ersten könnten bereits in diesem Frühsommer blühen. Die Buche wird sich schwer tun, Buchen mögen in ihrer Jugend nämlich den Schatten älterer Bäume. Gut ist es, den Mull und das Kleinholz liegen zu lassen, da es den Boden beschattet und verbessert. Mull ist die – aus Sicht der Pflanzenernährung – günstigste Humusform. Als leicht abbaubarer Vegetationsrückstand bietet er günstige Lebensbedingungen für Bodentiere, Pflanzen und Pilze (das Edaphon). Man bezeichnet ihn als biotisch aktiv, weil er einer vielfältigen Bodenfauna und Bodenflora Nahrung und Lebensraum bietet.

Bodenschutz
Frische Fichtenstämme

Jede Veränderung bietet auch neue Chancen. ich bin gespannt, was sich im Laufe des Sommers an blühenden Kräutern und ersten Strauch- und Baumsämlingen auf der Fläche einstellen wird. Auch wenn die Fichtenstämme nicht verkauft werden können*1), so werden sich darin etliche Tiere ansiedeln. Ein Insekt, das Totholz nur im ersten Jahr besiedelt, ist die schöne blauschwarze Holzbiene. Vielleicht findet sie mal jemand im Sommer.

*1) Warum eigentlich dann nicht als Brennholz im Dorf verkaufen?
Ahorn, Birke, Platane und Ulme haben einen Brennwert von 1.900. Unter den Nadelhölzern liefern Lärche, Kiefer und Douglasie mit 1.700 Kilowattstunden am meisten Wärmeenergie. Erle, Linde und Fichte verbrennen mit 1.500 Kilowatt pro Raummeter. Tanne, Weide und Pappel belegen mit 1.400 Kilowatt die unteren Plätze.
Mein schöner Garten.de/Brennholz-Brennwerte